Lehrschwimmbecken auf der Hohl: Schule protestiert gegen Schließung

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Idar-Oberstein. Wie sich die Bilder gleichen: Schon vor gut zwei Jahren hatten Schwimmsportvereine, Kinder und Eltern mit einer Protestaktion in einer Stadtratssitzung auf die problematische Schwimmbadsituation in Idar-Oberstein hingewiesen.
Gestern Abend waren es Schüler, Eltern und Lehrer der Realschule plus auf der Hohl, die mit selbst gemalten bunten Plakaten gegen die geplante Schließung des dortigen Lehrschwimmbeckens protestierten. Ungewöhnlicher Vorgang: Oberbürgermeister Bruno Zimmer erteilte den Demonstranten in der Sitzung zwar kein Rederecht, er verlas aber eine Stellungnahme, die von Schulleitung, Personalrat sowie der Eltern- und der Schülervertretung unterzeichnet ist.

Darin heißt es, die Betroffenen in der Realschule plus seien vom Mehrheitsbeschluss des Stadtrats, das Lehrschwimmbecken in ihrer Schule zu schließen, wenn die Sanierung des Hallenbads abgeschlossen ist, „entsetzt“. Es sei nicht nachvollziehbar, „dass ein solcher Beschluss gefasst wird, ohne mit den Betroffenen auch nur ein Wort darüber gewechselt zu haben. Der Schulträger unserer Schule, die Stadtverwaltung Idar-Oberstein, hat weder vor dem Stadtratsbeschluss noch danach die Verantwortlichen der Schule über den Beschluss informiert.“Die Tragweite nicht erkannt?

Zudem sei der Eindruck entstanden, dass die Stadtratsmitglieder auch durch den erzeugten Zeitdruck „die negative Tragweite ihres Beschlusses nicht erkennen konnten“. Weiter wird dargelegt: „Das Lehrschwimmbecken wurde im Rahmen der Generalsanierung in den Jahren 2004/2005 mit einem hohen Kostenaufwand saniert. Es wird seither intensiv von unserer Schule, einer Grundschule, einer Förderschule und mehreren Vereinen genutzt. Eine Schließung würde bedeuten, dass man ein saniertes, voll funktionsfähiges und intensiv genutztes Schwimmbad einfach aufgibt. Damit nimmt man den Vereinen die Trainingsmöglichkeiten, den Schülern die Möglichkeit zu schwimmen und erklärt die Sanierungskosten als Fehlinvestition.“ Die Schließung bedeute aber auch einen „Eingriff in den gesamten Sportunterricht unserer Schule, die nur über eine kleine Sporthalle verfüge, weshalb man die Klassen beim Sportunterricht meist teile. eine Hälfte schwimmt, die andere nutzt die Halle.

Mehr als die Hälfte der Schüler, die von Klasse vier in Klasse fünf wechseln, können mittlerweile nicht mehr schwimmen, wird weiter argumentiert. „Sie erlernen diese Fähigkeit bisher ab Klassenstufe fünf in Schwimmkursen an unserer Schule.“ Ein gemeinsames neues Lehrschwimmbecken im Hallenbad, das von allen Schulen genutzt werden soll, könne dies nicht auffangen. „Hin- und Rückfahrt zum Hallenbad sind kosten- und zeitaufwendig.“ Es bleibe kaum Zeit zum Schwimmen, „die Wertigkeit und Effektivität von Schwimmunterricht ginge völlig verloren, kontinuierlicher Schwimmunterricht mit allen Klassen wäre nicht durchführbar.“ Die Schule sieht in der Verlagerung der einzigen Schwimmmöglichkeit von Oberstein nach Idar sogar eine Standortbenachteiligung im Vergleich zu den konkurrierenden Schulen im Vollmersbachtal.

Keine Aussprache der Fraktionen

Die Vertreter der einzigen Realschule plus in städtischer Trägerschaft sind überzeugt, dass die Schließung des Lehrschwimmbeckens den gesamten Schulstandort schwächen, ja sogar infrage stellen wird: „Idar-Oberstein sollte um seine Schulen kämpfen und sie nicht fahrlässig zerstören. Andere Schulträger wie die VG Herrstein leben diese Einstellung seit vielen Jahren erfolgreich vor.“

OB Zimmer wies auf die „klare Beschlusslage“ hin, die eine „große Lösung im Sinne der ganzen Stadt“ mit einem Lehrschwimmbecken im sanierten Hallenbad vorsieht. Der Beschluss lasse aber Möglichkeiten offen: Die Schließung kann vermieden werden, wenn es dem Stadtrat gelingt, bis zum Ende der Baumaßnahmen im Hallenbad an anderer Stelle rund 40 000 Euro einzusparen. Aber: Es fehlen auch so noch rund 30 000 Euro, um die Auflagen der ADD zu erfüllen. Ein Antrag der LUB-Fraktion, die im Anschluss an die Verlesung der Stellungnahme ein Rederecht für jede Fraktion erreichen wollte, wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt.

Quelle: Nahe-Zeitung, Stefan Conradt
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